Das „Hopp-Kindertumorzentrum Heidelberg“ (KiTZ) ist eine gemeinsame Einrichtung des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), des Universitätsklinikums Heidelberg (UKHD) und der Universität Heidelberg (Uni HD).
Medulloblastome, bösartige Tumoren des Kleinhirns, machen beim Erwachsenen nur etwa ein Prozent aller Hirntumoren aus, sind aber die häufigsten bösartigen Hirntumoren bei Kindern. Vom Kleinhirn aus breiten sich Medulloblastome in das umliegende Gewebe aus und können über die Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit auch in andere Bereiche des zentralen Nervensystems streuen.
„Da es mehrerer Unterarten gibt, schlagen Therapien bei den jungen Betroffenen auch unterschiedlich an“, erklärt Lena Kutscher, deren Junior-Forschungsgruppe am Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ) und am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) die Entstehung der Hirntumoren intensiv erforscht. „Verschiedene Arten von Medulloblastomen entstehen aus unterschiedlichen Vorläuferzellen im Kleinhirn, indem sie deren Entwicklungsprogramme manipulieren. Um zu verstehen, welche molekularen Mechanismen dafür verantwortlich sind, müsste man jedoch auch wissen, wie sich die Vorläuferzellen normalerweise in gesunde Nervenzellen des Kleinhirns entwickeln. Aber das ist momentan nur wenig verstanden.“
Kutschers neue Emmy Noether Gruppe, die ab 1. Januar von der DFG über sechs Jahre mit 1,7 Millionen Euro gefördert wird, hat zum Ziel, im Detail zu untersuchen, welche genetischen Treiber und molekularen Signale für eine gesunde Entwicklung der Nervenzellen entscheidend sind. Und wie die Tumorzellen es schaffen, diese Entwicklung umzuleiten. Unter anderem konnten Kutscher und Kollegen bereits zwei Schlüsselsignale, sogenannte Transkriptionsfaktoren, identifizieren, die bei der Genregulation und Fehlsteuerung der Zellen eine entscheidende Rolle zu spielen scheinen. Jetzt will das Team untersuchen, ob sich Nervenzellen im Kleinhirn auch in Abwesenheit dieser Signale noch normal entwickeln können und welche Rolle sie bei der Tumorentstehung spielen.
„Die Signalwege in Nervenzellen des Gehirns sind in der Regel hochkonserviert. Fehlregulationen könnten daher nicht nur die Ursache für Tumoren im Kleinhirn, sondern auch für Entwicklungsstörungen in anderen Hirnregionen sein. Wir hoffen daher, dass wir mit unserer Forschung auch Erkenntnisse über die Ursachen anderer Hirntumoren im Kindesalter gewinnen“, sagt Kutscher.