Neuer Zellkultur-Test für Wirkstoffe gegen kindliche Hirntumoren

Wissenschaftler Till Milde und sein Team vom Hopp-Kindertumorzentrum Heidelberg (KiTZ) haben ein Testsystem entwickelt, das die Wirksamkeit von Medikamenten gegen bestimmte kindliche Hirntumoren an Zellen in der Kulturschale misst.

Niedriggradiges Gliom
Niedriggradige Gliome (pediatric low-grade glioma, pLGG) sind die häufigste Hirntumorart bei Kindern. Quelle: T. Milde/KiTZ

Niedriggradige Gliome (pediatric low-grade glioma, pLGG) sind die häufigste Hirntumorart bei Kindern. Ihr Wachstum ist schwer vorhersehbar. Oftmals entwickeln sich die Tumoren sehr langsam, es gibt aber auch schnell wachsende Formen. In vielen Fällen ist die Lebensqualität der Betroffenen stark eingeschränkt.

Eine Arbeitsgruppe um KiTZ-Wissenschaftler Till Milde, Kinderonkologe am Universitätsklinikum Heidelberg und Forscher am DKFZ, ist auf der Suche nach neuen, zielgerichteten Substanzen, die spezifische molekularbiologische Merkmale von pLGG ansteuern. Dabei nutzten die Forscher bekannte genetische Veränderungen in den Krebszellen, die den so genannten MAPK-Signalweg überaktivieren. Auf Basis dieser Erkenntnisse entwickelten sie ein neues Testsystem, das bei der Suche nach neuen Wirkstoffen gegen diese Hirntumorart eingesetzt werden kann.

Mit dem neuen Testverfahren, mit dem einige tausend Substanzen parallel in pLGG-Zellkulturen untersucht werden können, konnten die Wissenschaftler eine Gruppe vielversprechender Wirkstoffkandidaten identifizieren, die den MAPK-Signalweg hemmen und dadurch das Wachstum der Krebszellen in der Petrischale unterdrücken. Die Forscher fanden außerdem heraus, dass bestimmte Wirkstoffe – in Kombination eingesetzt – synergistische Wirkung auf die Tumorzellen haben, das Tumorwachstum also besonders stark bremsen könnten.

Die wissenschaftlichen Ergebnisse werden aktuell zur Vorbereitung einer klinischen Studie der Phase I/II durch die KiTZ Clinical Trial Unit unter Leitung von KiTZ-Direktor Olaf Witt genutzt. Sie soll die Wirksamkeit von neuen Medikamenten-Kombinationen zur Behandlung von pLGGs prüfen.

Das Projekt wird von der Britischen „The Brain Tumour Charity“ im Rahmen des Everest-Projektes gefördert.


Originalpublikation:
Usta D. et al. A novel cell-based MAPK activity assay reveals synergistic suppression of MAPK activity by MAPK inhibitor combination in BRAF-driven pediatric low-grade glioma cells. In: Molecular Cancer Therapeutics (Online Publikation 25. Mai 2020). DOI: 10.1158/1535-7163.MCT-19-1021cs

Mehr zur Arbeitsgruppe "Translationale Hirntumormodelle":
www.kitz-heidelberg.de/forschung/forschergruppen/zns-hirntumoren/ag-transl-hirntumormodelle/

Dr. Alexandra Moosmann

Leitung KiTZ Kommunikation

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