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„Eine Krebsdiagnose ist immer furchtbar aber kein Grund, nicht mehr zu träumen“

Maxine Kuntz ist 23 Jahre alt, studiert im 8. Semester Medizin und ist Famulantin am Hopp-Kindertumorzentrum Heidelberg (KiTZ). Über Krebstherapien weiß sie jedoch schon mehr, als die meisten ihrer Mitstudierenden: Im Alter von 13 Jahren erhielt sie ihre erste Krebsdiagnose und hat bereits Tumor-Operationen und eine Strahlentherapie hinter sich. Als Jugendliche wurde sie am KiTZ behandelt. Jetzt möchte die junge Frau selbst Kinderonkologin werden.

Als Maxine Kuntz vor einigen Wochen ihre Famulatur, ein nach dem 1. Staatsexamen übliches Pflichtpraktikum am KiTZ begann, war sie sich nicht sicher, wie es sich für sie anfühlen würde.

„Ich hatte ehrlicherweise im Vorfeld schon gemischte Gefühl und mich auch gefragt, wie das sein würde, diesmal nicht als Patientin auf die Station zu kommen. Aber das hat sich dann schnell gelegt und die Geschichten der anderen Patientinnen und Patienten sind für mich in den Mittelpunkt gerückt. Ich wusste ja auch, dass ich zu netten Menschen komme. Außerdem ist man ja auch ganz gut beschäftigt und hat nicht sehr viel Zeit in sich hineinzuhorchen“, lacht die angehende Ärztin.

Im Alter von 13 Jahren wurde bei Maxine ein Hirntumor diagnostiziert. Es folgte eine Operation und anschließende die Nachsorge am KiTZ. Mit 15 Jahren musste Maxine aufgrund eines Rückfalls erneut operiert werden. Wenn man sie fragt, wie sie die Zeit damals empfunden hat, beschreibt es die 23-Jährige so: „Ich habe das damals gar nicht so schlimm empfunden. Das lag vielleicht auch an der tollen Unterstützung meiner liebevollen Familie und meinen Freunden. Mir war damals wohl nicht bewusst, was alles passieren kann. Ich hatte einfach ein großes Grundvertrauen, dass irgendwie alles gut werden würde. Nur als mir damals mit 13 Jahren vor der Operation die Haare abrasiert wurden. Da habe ich geweint.“

Für die gebürtige Speyerin war schon lange klar, dass sie Medizin studieren würde. Mit 19 Jahren schrieb sie sich an der Universität Marburg ein. Zwei Jahre später musste die die junge Frau jedoch einen herben Schlag einstecken: Eine Kontrolluntersuchung ergab, dass der Tumor zurückgekehrt war. „Das war eine wirklich schlimme Nachricht für mich.“ Maxine Kuntz erhielt eine Strahlentherapie und studierte währenddessen weiter Medizin. Das 1. Staatsexamen meisterte sie in der Regelstudienzeit. Was sie motiviert hat durchzuhalten beschreibt Maxine rückblickend so: „Ich wollte auf keinen Fall auch nur ein Semester wiederholen müssen. Also habe ich meine Strahlentherapie in die Semesterferien gelegt. Aber ohne die Unterstützung meiner Eltern hätte ich das nie geschafft. Nach einer Strahlentherapie darf man drei Monate lang kein Auto fahren. Meine Eltern haben mich dann einen Monat lang, jeden Tag nach Heidelberg zur Bestrahlung gefahren und anschließend wieder zurück nach Marburg. Auch mein Freund, der mit mir studiert, hat mir sehr viel geholfen, damit es alles so klappt, wie ich mir das vorgenommen habe.“

Maxine Kuntz studiert heute weiterhin in Marburg Medizin und lebt glücklich mit ihrem Freund zusammen. Alle 6 Monate muss sie nach Heidelberg zur Kontrolluntersuchung, die sie wahrscheinlich auch noch lange begleiten wird. Aber wer sie jetzt voller Elan und mit ihrem strahlenden offenen Lächeln auf Station am KiTZ erlebt, der sieht nur die angehende Ärztin. Sie möchte sich auf Kinderneuroonkologie spezialisieren, um Kindern mit Hirntumoren, die Ähnliches durchmachen müssen, helfen zu können: „Dabei fällt es mir natürlich leicht, auch den Blickwinkel der anderen Seite einzunehmen. Ich glaube das kann im Umgang mit so schweren Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen helfen.“

Betroffenen Kindern und Jugendlichen und deren Familie rät sie: „Eine Krebsdiagnose ist immer erstmal furchtbar, aber man kann lernen damit umzugehen. Sie ist kein Grund, sich keine Ziele mehr zu setzen oder keine Träume zu haben. Mein Rat ist es, sein Leben ganz bewusst und gerade dann in die Hand zu nehmen. Dafür wünsche ich allen Betroffenen ganz viel Kraft und Durchhaltevermögen!“

Wir bedanken uns ganz herzlich für das Interview und wünschen Maxine ganz viel Erfolg bei ihrem Praktikum am KiTZ!