Während und nach der Therapie
Insbesondere während, aber auch nach der Therapie, gibt es verschiedene Aspekte, die unsere Patientinnen und Patienten besonders beachten müssen. Dazu gehört zum Beispiel die Abwehr von Infektionen, da diese für immungeschwächte Kinder und Jugendliche besonders bedrohlich sind. Aber auch die ausreichende Versorgung des Körpers mit Sauerstoff, da viele Kinder und Jugendliche in Folge oder als Begleiterscheinung ihrer Therapie eine reduzierte Anzahl von roten Blutkörperchen haben. Ebenso wichtig ist es, die erhöhte Blutungsgefahr unserer Patientinnen und Patienten im Auge zu behalten. Zu all diesen Punkten haben wir ausführliche Informationen für Sie im Folgenden zusammengetragen.
Durch Chemotherapie, Strahlentherapie, andere Krebstherapien oder auch aufgrund der Erkrankung selbst kommt es zu einer erniedrigten Anzahl von weißen Blutkörperchen (Leukozyten) und unsere Patientinnen und Patienten gelten somit als besonders infektgefährdet. Da Infektionen bei Immungeschwächten bedrohlich verlaufen können, gelten Regeln, die die Infektionsgefahr verringern sollen. Vermeiden Sie es, Ihr Kind Infektionsquellen auszusetzen:
- Meiden Sie direkten Kontakt zwischen Ihrem erkrankten Kind und infektionskranken Personen. Informieren Sie Ihre Familien, Zugehörigen und Freunde. Lässt sich der Kontakt nicht verhindern (z.B. bei engen Familienangehörigen), empfehlen wir das Tragen eines Mundschutzes bei Atemwegserkrankungen oder die Nutzung unterschiedlicher Toiletten bei Durchfallerkrankungen.
- Gerade im Krankenhaus besteht das Risiko von Ansteckungen. Deshalb empfehlen wir, dass Sie und Ihr Kind sich nicht in der Eingangshalle der Klinik und im Wartebereich der Notambulanz aufhalten. Lassen Sie beim Spaziergang die Klinik zügig hinter sich und verwenden Sie Händedesinfektionsmittel, gerade wenn Sie Türklinken oder Treppengeländer angefasst haben.
- Ihr Kind soll Menschenansammlungen meiden z.B. in öffentlichen Verkehrsmitteln oder beim Einkaufen.
- Für die Dauer der Chemotherapie darf Ihr Kind den Kindergarten bzw. die Schule nicht besuchen.
- Impfungen: Infektionskrankheiten können auch innerhalb der Familie übertragen werden. Indem Sie sich selbst, die Geschwister Ihres erkrankten Kindes und ggf. weitere Haushaltmitglieder gegen Grippe (Influenza) und COVID-19 impfen, können Sie indirekt Ihr Kind vor Ansteckung schützen. Auch Ihrem Kind empfehlen wir die Impfung gegen Grippe und COVID-19 – auch unter Chemotherapie.
- Die Chemotherapie kann den Schutz durch vorangegangene Impfungen verringern. Das ist wichtig, wenn sich Ihr Kind offene Wunden zuzieht, die zum Wundstarrkrampf (Tetanus) führen können. Bitte stellen Sie Ihr Kind innerhalb von spätestens 24h in unserer Ambulanz vor, wenn es sich verletzt hat. Dann können wir den Impfschutz durch eine Passivimpfung wiederherstellen.
- Engen Kontakt mit Haustieren und deren Ausscheidungen meiden. Haustiere haben nichts im Bett des Patienten verloren. Das Streicheln des eigenen Haustieres hingegen kann die Erholung fördern. Im Anschluss bitte die Hände gut waschen.
- Kontakt mit Garten-/Blumenerde meiden. Es sollen keine Topfpflanzen im Schlafzimmer Ihres Kindes stehen, da sich darin Sporen von Pilzen befinden können.
- Verschmutzte Utensilien jeglicher Art: Bitte reinigen Sie diese erst, bevor sie wieder durch Ihr Kind genutzt werden. Schnuller bitte auskochen, wenn sie auf den Boden gefallen sind.
- Fast allen Patienten, die eine Chemotherapie bekommen, verschreiben wir das Antibiotikum Cotrimoxazol. Es muss an zwei Tagen der Woche eingenommen werden und verhindert zuverlässig eine bestimmte Form der Lungenentzündung. Die regelmäßige Einnahme ist wichtig, weil diese Form der Lungenentzündung lebensgefährlich sein kann und, ist sie erst einmal aufgetreten, schwer zu behandeln ist.
Der Aufenthalt im Freien geht nicht mit besonderen Infektionsrisiken einher. Im Gegenteil: Die Bewegung an der frischen Luft kann zur Genesung beitragen.
Um Infektionen rechtzeitig zu erkennen, empfehlen wir:
- Temperaturmessung zweimal pro Tag und bei Auffälligkeiten (Frösteln, Unwohlsein, heiße Stirn).
- Die tägliche Beobachtung der gesamten Haut im Rahmen der Körperpflege hinsichtlich Ausschlags, Pickel, (schmerzhaften) Verhärtungen, Verfärbungen, Schwellungen.
- Bei Ausscheidungen auf Auffälligkeiten wie Durchfall, Verstopfung oder Schmerzen beim Wasserlassen achten
Wenn es zu einer reduzierten Anzahl an roten Blutkörperchen (Erythrozyten) kommt, spricht man von einer Anämie („Blutarmut“). Die roten Blutkörperchen tragen den Blutfarbstoff (Hämoglobin „Hb“) in sich, der im Körper für den Transport von Sauerstoff zuständig ist. Hinweis auf Zeichen einer behandlungsbedürftigen Anämie können im Alltag folgende sein:
- Die Patientinnen und Patienten sind übermäßig blass, oftmals am besten an den Lippen zu erkennen.
- Die Patientinnen und Patienten sind sehr abgeschlagen und müde. Kleinkinder wollen nicht mehr spielen, Jugendliche berichten von Kopfschmerzen, Schwindel und Herzrasen, eine Konzentration auf Aktivitäten ist nur schwer möglich.
Durch die Anti-Tumortherapie oder durch die Erkrankung selbst kann der Körper die roten Blutkörperchen vorübergehend nicht selbst nachbilden. Um dennoch eine ausgeprägte Anämie zu überwinden, können die Patientinnen und Patienten eine Transfusion der roten Blutzellen (Erythrozythenkonzentrat „EK“) erhalten. Damit werden die oben genannten Symptome schnell überwunden und das Gefühl der starken Abgeschlagenheit lässt rasch nach.
Durch die erniedrigte Zahl der Blutplättchen (Thrombozyten „Thrombos“) kommt es zu einer erhöhten Blutungsgefährdung. Der Körper kann bei Verletzungen aller Art nicht mehr in gewohnter Art die Blutungen stoppen. Zeichen einer ausgeprägten Blutungsgefährdung können sein:
- Punktblutungen (Petechien) in der Haut
- zahlreiche blaue Flecken auch ohne erinnerbaren Anlass
- häufiges oder langanhaltendes Zahnfleisch- und Nasenbluten
- Blutauflagerungen auf dem Stuhlgang
- rot gefärbter Urin
Bei sehr niedrigen Werten erhalten unsere Patientinnen und Patienten deshalb eine Blutplättchen-Transfusion (Thrombozytenkonzentrat „TK“).
Für die Zeit der erniedrigten Thrombozytenzahlen vermeiden Sie unfallträchtiges Verhalten Ihres Kindes! Um trockene Nasenschleimhaut zu verhindern, kann das regelmäßige Anfeuchten mit Meersalz-(NaCl 0,9%) Nasentropfen und das Einbringen einer Salbe (z.b. mit Dexpanthenol) helfen.