Spotlight - JRG Deng

Der Weg von der molekularen Hirntumorklassifikation zur personalisierten Bestrahlungsplanung

Die Neuroonkologie hat durch die Einführung der molekularen Klassifikation von Hirntumoren einen tiefgreifenden Wandel erlebt. Traditionelle histopathologische Methoden, die hauptsächlich auf der mikroskopischen Untersuchung der Tumormorphologie basierten, konnten die biologische Vielfalt und das klinische Verhalten von Hirntumoren oft nicht ausreichend erfassen. Die Integration von genomischen und molekularen Profilen in diagnostische Verfahren hat unser Verständnis dieser Tumoren revolutioniert und eine komplexe Vielfalt genetischer Veränderungen aufgezeigt, die verschiedene molekulare Untergruppen definieren.

Diese molekulare Klassifikation hat tiefere Einblicke in die Pathogenese von Hirntumoren ermöglicht und die Identifizierung neuer Biomarker und therapeutischer Ziele erleichtert. Der Übergang von einer Morphologie-basierten zu einer molekular-basierten Klassifikation ebnet den Weg für individuellere Behandlungsansätze.

Die Strahlentherapie stellt eine zentrale Säule in der Behandlung von Hirntumoren dar. Eine personalisierte Bestrahlungsplanung, welche die molekularen Profile mitberücksichtigt, kann therapeutische Ergebnisse optimieren, indem Strahlendosis und Zielvolumina an das spezifische molekulare Risikoprofil des Tumors angepasst werden. 

Die Translation der Erkenntnisse aus der molekularen Hirntumorklassifikation in die personalisierte Bestrahlungsplanung erfordert einen multidisziplinären Ansatz. Dabei wird die Expertise von Molekularbiologen, Pathologen, Radiologen und Radioonkologen kombiniert, um eine maßgeschneiderte und effektive Strahlentherapie zu entwickeln. Mit der weiteren Entschlüsselung der molekularen Komplexitäten von Hirntumoren wird das Potenzial für eine personalisierte, der Tumorbiologie-angepassten Bestrahlung zunehmend erkennbar, welche einen bedeutenden Fortschritt im Kampf gegen kindliche Hirntumore darstellen könnte.
 

Deng M et al. Clinical outcome following surgical resection and radiotherapy in adult patients with pleomorphic xanthoastrocytoma as defined by DNA methylation profiling. Neurooncol Pract. 2023 Jan 18;10(3):307-314. doi: 10.1093/nop/npad004. PMID: 37188167; PMCID: PMC10180362.

Integrierte Analyse der präoperativen und posttherapeutischen MR-Bildgebung und Behandlungsplänen bei molekular definierten pleomorphen Xanthoastrozytomen

(A) Protonen Therapie mit einer Gesamtdosis von 59,4 Gy (RBW) in 33 Fraktionen wurde nach einer Tumorbiopsie verabreicht. Bildgebende Nachuntersuchungen zeigten ein partielles Ansprechen in den 3 und 5 Monaten nach der Strahlentherapie, entsprechend den RANO-Richtlinien. (B) Photonen Strahlentherapie mit 60 Gy in 30 Fraktionen wurde nach einer subtotalen Resektion angewandt. Bildgebende Nachuntersuchungen zeigten eine stabile Erkrankung 2- und 8-Monate nach der Strahlentherapie gemäß den RANO Richtlinien. PTVs sind in blau dargestellt blau, CTVs in rot und GTVs in grün

Teammitglieder
  • Inga Jessen (MD student, shared with Kristian Pajtler)
  • Michelle Brehm (Technician, shared with Felix Sahm)