Europäische Allianz zur Bekämpfung von Krebs bei Kindern und Jugendlichen

Im Beisein der niederländischen Königin Máxima unterzeichneten Vertreter des Prinses Máxima Centrums in Utrecht, des Hopp-Kindertumorzentrums Heidelberg (KiTZ) und des Institut Curie in Paris heute in Den Haag ein Memorandum zur strategischen Zusammenarbeit für die europäische Kinderonkologie. Das im Jahr 2021 zwischen KiTZ und Prinses Máxima Centrum geschlossene Bündnis „EU CAN KIDS“ (European Alliance for a Childhood Without Cancer) wird damit um einen weiteren Partner erweitert. Der mit Spendengeldern von jährlich 3 Millionen Euro finanzierte Forschungsfonds der Allianz soll der europäischen Kinderkrebsforschung einen entscheidenden Impuls geben, um nebenwirkungsärmere und speziell auf Kinder zugeschnittene Therapien zu entwickeln.

Im Beisein der niederländischen Königin Máxima schlossen drei Spitzenzentren ihr Bündnis, um krebskranken Kindern in Europa schnelleren Zugang zu neuen Krebstherapien zu ermöglichen. v.l. Prof. René Medema (Prinses Máxima Centrum), Prof. Olivier Delattre (Institut Curie) und Prof. Stefan Pfister (Hopp-Kindertumorzentrum Heidelberg, Deutsches Krebsforschungszentrum, Universitätsklinikum Heidelberg) mit Königin Máxima der Niederlande bei der Unterzeichnung in Den Haag. © Patrick van Emst

Das „Hopp-Kindertumorzentrum Heidelberg“ (KiTZ) ist eine gemeinsame Einrichtung des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), des Universitätsklinikums Heidelberg (UKHD) und der Universität Heidelberg (Uni HD).

Königin Máxima der Niederlande, Namensgeberin des Prinses Máxima Centrums für pädiatrische Onkologie in Utrecht, wohnte der Unterzeichnung im Mauritshuis in Den Haag bei. Ihre Anwesenheit unterstrich die Bedeutung des Bündnisses für krebskranke Kinder in ganz Europa und ihr Vertrauen in die erfolgreiche Zusammenarbeit der drei Zentren. 

Jährlich erkranken rund 21.000 Kinder und Jugendliche in Europa an Krebs. Mehr als ein Fünftel von ihnen kann durch die derzeit verfügbaren Standardtherapien nicht geheilt werden und überlebt die Erkrankung nicht. Bei jungen Krebskranken fallen außerdem die Langzeitfolgen der Krebstherapie besonders stark ins Gewicht: Bis 2025 werden schätzungsweise über 500.000 Krebsüberlebende im Kindes- und Jugendalter in Europa leben, von denen mehr als die Hälfte an Langzeitfolgen ihrer Behandlungen leiden.

„Moderne nebenwirkungsärmere Krebstherapien sind daher für Kinder und Jugendliche besonders wichtig, auch wenn die Fallzahlen insgesamt deutlich kleiner sind, als bei Erwachsenen“, betont Stefan Pfister, Direktor des Hopp-Kindertumorzentrums, Abteilungsleiter am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und Kinderonkologe am Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD). Für die Kinderonkologie und Kinderkrebsforschung sieht er dringenden Handlungsbedarf: „Die Heilungsraten für Kinder und Jugendliche mit Krebs haben sich in den vergangenen 20 bis 30 Jahren nicht wesentlich verbessert, u.a. auch weil kein kommerzielles Interesse an der Entwicklung neuer Therapien besteht. Die akademische Forschung steht daher an vorderster Front und ist auf Vernetzung und gemeinsame Ressourcen angewiesen, um eine länderübergreifende moderne Kinderonkologie aufzubauen, so dass Kinder in ganz Europa so schnell wie möglich Zugang zu neuen Therapieoptionen erhalten.“ 

Bei der Unterzeichnung des Bündnisses in Den Haag, machte auch der Erfahrungsbericht der 17-Jährigen Evy deutlich, wie wichtig moderne personalisierte Diagnose- und Therapieoptionen für junge Krebskranke sind. Im Alter von 14 Jahren erkrankte Evy an Leukämie. Nachdem Standardtherapien bei ihr nicht mehr anschlugen, konnte sie in eine klinische Studie eingeschlossen werden und dank einer zellulären Immuntherapie die Erkrankung überwinden. Sie engagiert sich jetzt als Botschafterin für „T2evolve“, eine europaweite Initiative, die die Entwicklung und den Zugang zu Immuntherapien beschleunigen will. Zudem ist sie Mitglied im Patientenbeirat des Prinses Máxima Centrums. 

Ziel der Allianz ist u.a., moderne Ansätze für Kinder mit Immun- und zielgerichteten Therapien zu entwickeln und patientenspezifischer Labormodelle zu etablieren. Tumoren einzelner Patienten können damit im Labor charakterisiert und ihr Ansprechen auf bestimmte Wirkstoffe im Vorfeld getestet werden. Ein weiterer Schwerpunkt ist der Ausbau von Infrastrukturen und die Förderung von Spitzenkräften in der Kinderkrebsforschung. Die Strukturen sollen beispielsweise auch die länderübergreifende Nutzung anonymisierter Patientendaten und Tumorproben zu Forschungszwecken erleichtern. 

„Seit der Gründung unserer Allianz konnten wir mit insgesamt 5. Mio Euro bereits 29 länderübergreifende Forschungs- und Infrastrukturprojekte auf den Weg bringen, die ohne unsere Zusammenarbeit schon an den administrativen und monetären Hürden gescheitert wären“, sagt René Medema, wissenschaftlicher Direktor am Prinses Máxima Centrum. „Dabei forschen wir u.a. an neuen Therapieansätzen für Blutkrebs im Kindesalter, an den Ursachen besonders aggressiver solider Tumoren und daran, wie Folgeschäden von Krebstherapien im Kindesalter verringert werden können.“ 

Krebs bei Kindern sei vergleichsweise selten, und nur durch europaweite Vernetzung könne man ausreichend Patienten für klinische Studien identifizieren, um neue Behandlungen zu entwickeln, betonen die Vertreter der drei kinderonkologischen Spitzenzentren. 

Dass das französische Institut Curie nun als drittes Exzellenzzentrum der Allianz „EU CAN KIDS“ beitrete, sei ein ganz entscheidender Schritt, um bessere Rahmenbedingungen für die europäische Kinderonkologie zu schaffen, betont Olivier Delattre, Direktor des Kinderzentrums SIREDO am Institut Curie: „Als führendes Krebsforschungszentrum und zertifiziertes Comprehensive Cancer Center entwickelt das Institut Curie innovative Strategien für die Erforschung und Behandlung von Krebserkrankungen bei Kindern. Wir freuen uns sehr, gemeinsam mit dem Hopp-Kindertumorzentrum Heidelberg und dem Prinses Máxima Centrum die Voraussetzungen für eine Kinderkrebsmedizin der Zukunft über Ländergrenzen hinweg zu schaffen.“ 
 

Dr. Alexandra Moosmann

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